Fachkräftemangel So sehen wir uns in der Arbeitswelt

Von Andreas Leu Lesedauer: 4 min

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Sie werden in diesen Zeiten des Fachkräftemangels stark umworben, die Absolvent:innen der technischen ZHAW-Studiengängen. Welche Erwartungen haben diese jungen Profis an ihre zukünftigen Arbeitgeber? Die at – Aktuelle Technik stellte Fragen über ihre Vorstellungen an die frischgebackenen Ingenieur:innen anlässlich des traditionellen Frack­umzugs in Winterthur.

Der traditionelle Frackumzug der ZHAW geht los.
Der traditionelle Frackumzug der ZHAW geht los.
(Bild: Andreas Leu)

Das Durchatmen der Absolvent:innen nach den bestandenen Prüfungen war auf dem Neumarkt in Winterthur spürbar. Bereits um 15 Uhr ging es bei der Vorbereitung auf den traditionellen Frackumzug feuchtfröhlich zu. Aufgrund der Temperaturen um die dreissig Grad Celsius war Bier wohl das beliebteste Getränk, zumindest bei den Männern, und die waren immer noch in der Überzahl. Die Frackwoche mit dem abschliessenden Umzug blickt an der ZHAW auf eine langjährige Tradition zurück; präzise ausgedrückt seit 1925. Seinerzeit kamen die Schüler in der Regel direkt aus der Sekundarschule an das Technikum und schlossen im Alter von etwa 19 Jahren das Studium ab. Mit dem Bart- und Fracktragen demonstrierten sie ihre neue Zugehörigkeit zur Erwachsenenwelt. Im Gegensatz zu damals gibt es heute auch Ingenieurinnen.

Nachwuchs hat klare Vorstellungen

Wie sehen Absolvent:innen ihre Zukunft in der Arbeitswelt? Was erwarten sie von ihrem zukünftigen Arbeitgeber? Was bringen sie für diesen mit, gerade im Unterschied zu den vorgängigen Generationen? Die at – Aktuelle Technik stellte vor dem Start des Frack­umzugs diese Fragen an fünf Absolvent:innen. Hier die zum Teil überraschenden Antworten.

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Doran Miletic, Wirtschaftsingenieur: Wir bringen zwar einen beträchtlichen Rucksack an Wissen mit, uns fehlen jedoch noch die Erfahrungen aus der Praxis. Ich erwarte deshalb von meinem zukünftigen Arbeitgeber, dass er mir für eine gründliche Einarbeitung genügend Zeit lässt. Sodass ich die Tools und die Prozesse innerhalb des Unternehmens kennenlernen kann. Ich bringe dem Unternehmen dafür aktuelles Know-how über neue Technologien und damit auch neue Ideen, die in der Praxis umgesetzt werden können.

Kevin Gomes, Bachelor in Elektrotechnik: Da ich bereits während des Studiums in Teilzeit arbeitete, fand ich in dieser Zeit bereits meinen neuen Arbeitgeber. Für mich ist es wichtig, dass mir der Job gefällt und das Betriebsklima stimmt. Das Team soll zusammenpassen und die Arbeit sinnstiftend sein. In der Elektronikbranche sind die Innovationszyklen sehr kurz. Ich bin im Moment technologisch auf dem neuesten Stand. Ich bringe frischen Wind, neue Ideen über moderne Schaltungstechnik in eine Firma. Davon kann mein Arbeitgeber profitieren.

Aurora Alitjaha, Wirtschaftsingenieurin: Für mich ist ein guter Teamgeist wichtig, dann könnte ich beinahe jeden Job machen. Auf diesen Faktor legte ich bei meiner Jobsuche einen hohen Wert. Wie wird das Team geführt, gibt es Teamanlässe oder wie geht die Leitung mit schwierigen Situationen um; das sind Fragen, die für mich beantwortet werden müssen. Eine Feedbackkultur, die Möglichkeit für Teilzeitarbeit und das Zwischenmenschliche sind für mich ebenfalls ausschlaggebend. Früher wurde auf ein gutes Betriebsklima weniger Wert gelegt. Das hat sich glücklicherweise geändert. Ich glaube, dass ich durch meine Art eine positive und frische Stimmung in ein Unternehmen bringe. So zumindest meine bisherigen Erfahrungen. Das Untereinander am Arbeitsplatz ist für ein positives Arbeitsklima ein entscheidender Faktor und dass dies wichtig ist, so meine ich, unterscheidet unsere Generation von den früheren. Wir wollen andere Meinungen und Perspektiven mit einbringen.

Rafael Schoch, Wirtschaftsingenieur: Ich würde es vorziehen, in einem grösseren Unternehmen zu starten, weil ich dort mehr Chancen auf eine Karriere sehe. Ebenfalls wichtig für mich sind Menschlichkeit und Wertschätzung. Ich möchte mit Freude zur Arbeit gehen und mich auch einbringen können. Dann weiss ich, dass sie für das Unternehmen auch einen Mehrwert bedeutet. In den drei Jahren Studium habe ich vor allem gelernt, wie ich an ein Problem herangehe und wie ich es selbstständig lösen kann. Ich weiss jetzt, wie man strategisch und zielorientiert vorgeht. Früher brauchte ich bei kniffligen Aufgaben oft externe Unterstützung. Das Studium hat mein Selbstbewusstsein enorm gesteigert.

Caspar Wackerle, Bachelor in Elektrotechnik: Für mich muss ein Arbeitgeber flexibel sein und auf Einflüsse, sei es von innen oder von aussen, reagieren können. Das können zum Beispiel veränderte Bedürfnisse der Mitarbeitenden sein oder dass sich die Marktansprüche durch Krisen oder Gesetze ändern. Plötzlich sind möglicherweise mehr grüne Technologien gefragt. In solchen Situationen sollte die Unternehmensführung agil sein. In dieser Art von Unternehmen fühle ich mich wohl, weil ich weiss, dass dieses Unternehmen für die Zukunft ausgerichtet ist. Im Studium ist das Lernen zentral und gerade diese Fähigkeit, sich permanent weiterzubilden, bringe ich mit. Ich bin mir bewusst, dass ich, wenn ich in einem Unternehmen beginne, noch nicht das vollständig notwendige Wissen besitze. Aber ich weiss, wie ich es mir rasch aneigne. Ich bin der Typ für das «Learning-by-doing».

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