Interview mit Thomas Riedweg von Kuka Die Schweiz hat oft einen Wissens- und Technologievorsprung

Von Silvano Böni |

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Kuka gehört zu den führenden Roboterherstellern der Welt und hat schon so manchen Trend gesetzt. Grund genug, uns mit Thomas Riedweg, Country Manager der Schweiz, über Neuheiten, Trends und die Beziehung Mensch–Roboter zu unterhalten.

Der LBR iisy ist der erste Roboter mit neuem iiQKA.OS Betriebssystem, welches sich durch eine schnelle Implementierung und Installation von Hardware, Sensoren und Software durch Plug-&-Play-Funktionalität auszeichnet.
Der LBR iisy ist der erste Roboter mit neuem iiQKA.OS Betriebssystem, welches sich durch eine schnelle Implementierung und Installation von Hardware, Sensoren und Software durch Plug-&-Play-Funktionalität auszeichnet.
(Bild: Kuka)

Auf der Hannover Messe wurde das neue Betriebssystem iiQKA.OS vorgestellt. Damit sollen Roboter so einfach zu bedienen sein wie ein Smartphone. Was zeichnet das Betriebssystem aus?

Thomas Riedweg: Die Mission des neuen Betriebssystems ist, unsere Kunden mit einer zukunftssicheren Software und einer vereinfachten Nutzererfahrung auf die nächste Stufe der Automatisierung zu heben. Es soll Einsteigern eine intuitive und schnelle Anwendung von Robotik und erfahrenen Anwendern eine entscheidende Verbesserung ihrer Automatisierungsprozesse bieten. Die modulare Softwarearchitektur soll eine hohe Benutzerfreundlichkeit, Performance und Flexibilität ermöglichen und damit die Effizienz und die Geschwindigkeit von Entwicklungsprozessen steigern. Das Betriebssystem zeichnet sich insbesondere durch eine schnelle Implementierung und Installation von Hardware, Sensoren und Software durch Plug-and-Play-Funktionalität aus.

Mit dem Betriebssystem alleine ist es nicht getan, es soll ein eigenes iiQKA-­Ecosystem folgen. Was darf man sich vorstellen?

Thomas Riedweg: In iiQKA bündeln wir unsere Erfahrung aus fast 50 Jahren Automation, Robotik und weltweiten Kollaborationen – intuitiv bedienbar und digital umgesetzt. Basierend auf dem iiQKA.OS-Betriebssystem ist das Ecosystem der Schlüssel, um Automation einfacher zu gestalten und sie damit vielen weiteren potenziellen Nutzern zugänglich zu machen. Die wahre Stärke liegt jedoch in der Vielfältigkeit: von Komponenten wie Greifern, Sicherheitssensoren oder optischen Visionsystemen, die alle besonders leicht zu bedienen und implementieren sind, bis hin zur Software für Automatisierungslösungen. Zusammen mit den Möglichkeiten eines Ökosystems aus Apps, externen App-Entwicklern, Hardware-Erweite-
rungen und der Fähigkeit des Gerätes, sich mit anderen Endgeräten zu vernetzen, entstehen unendlich viele Anwendungsmöglichkeiten.

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Eigenschaften wie menschliche Intelligenz, Kreativität und Emotionen sind Dinge die Roboter in absehbarer Zeit nicht bieten können.

Thomas Riedweg, Country Manager Kuka

LBR iisy wird als erster Cobot mit dem neuen Betriebssystem laufen. Wo liegen die Einsatzgebiete des Roboters?

Thomas Riedweg: Die möglichen Einsatz­gebiete sind vielfältig. Der Cobot unterstützt alle wesentlichen Industriestandard-Funktionen wie OPC UA, Feldbus-Protokolle, digitale und analoge I/Os, Safety und vieles mehr. Damit kann er sofort in jede bereits bestehende industrielle Umgebung integriert werden. Egal, ob Maschinenbe- oder -entladung, Packaging, Handling oder dif­fizile Tätigkeiten in der Forschung – die Traglast von 3 kg und die Reichweite von 600 mm sind perfekt auf Herausforderungen in engen Arbeitsräumen abgestimmt. Regelmässige und schnelle Software-Updates ermöglichen zudem ein einfaches Hinzufügen von Funktionalitäten und durch die Handführung ist auch ein schnelles Teachen von zusätzlichen Roboteraufgaben möglich.

Stichwort Cobots. Wie sehen die Trends in der Robotik aus? Geht alles in Richtung kollaborative Roboter?

Thomas Riedweg: Die Cobots werden uns sicher weiter begleiten und auch ein Bestandteil der Entwicklung sein. Der Trend geht klar Richtung Vereinfachung und Vernetzung. Also genau dahin, wo wir mit unserem neuen System iiQKA und dem dazugehörenden Ecosystem hinzielen. Kuka verfolgt mit einer klaren Mission bis 2030 das Ziel, die Automatisierung einfacher, intuitiver und dadurch für alle verfügbar zu machen. Damit werden die Eintrittshürden kleiner und das Programmieren eines Roboters soll so einfach und selbstverständlich werden, wie es heute das Arbeiten an einem Computer ist. Die ersten Prototypen sind bereits seit Ende 2020 bei verschiedenen Kunden im Einsatz. Dabei geht es weniger um das Produkt «Roboter» alleine, sondern vielmehr um seinen Einsatz und die Anwendungsmöglichkeiten. Automatisierung wird in den kommenden Jahren in immer mehr Gebiete Einzug halten – dabei ist die Software entscheidender denn je, denn die eigentliche Wertschöpfung liegt nicht mehr in einem einzelnen Produkt, sondern in digital vernetzten Lösungssystemen.

Und welche Roboter sind in der Schweiz besonders gefragt?

Thomas Riedweg: Sicher spürt man auch in der Schweiz einen Trend zu den Cobots. Ob die diversen angedachten Anwendungen für Cobots geeignet sind und er die richtige Lösung ist, ist wieder eine andere Thematik. Entsprechend reagiert jedoch auch Kuka mit den erwähnten Produkten auf diesen Trend und die steigende Nachfrage. Daneben ist sicher der ganze Bereich der Kleinrobotik sehr wichtig für unseren Markt. Auch relevant sind Roboter vom Typ SCARA. Seit einigen Monaten gibt es auch im Kuka-Portfolio wieder einen eigenen KR-SCARA-Roboter. Und ergänzend dazu wird auch der KR-DELTA-Roboter bis Ende dieses Jahres lanciert. Entscheidend dabei ist, dass alle neuen Produkte auf der gleichen Steuerungsplattform aufgebaut sind. All diese Entwicklungen und Neuheiten sind für uns in der Schweiz essenziell.

Bei neuen Technologien und Innovationen ist die Schweiz immer vorne dabei.

Thomas Riedweg, Country Manager Kuka

Welche Bedeutung hat der verhältnismässig kleine Schweizer Markt für den grossen Kuka-Konzern?

Thomas Riedweg: Auch wenn der Schweizer Markt sicher überschaubar ist, ist es ein sehr wichtiger Markt! Die Schweiz ist und bleibt ein sehr innovatives Land und hat in vielen Bereichen einen Wissens- und Technologievorsprung. Und genau deshalb ist die Schweiz, nicht nur bei Kuka, sondern bei vielen Herstellern für Automatisierungslösungen, ein sehr wichtiges Land. Man schaut immer genau hin, was bei uns passiert und welche Anwendungen oder auch Anforderungen von unseren Kunden gewünscht und gefordert werden. Klar können wir nicht die Volumen vorweisen wie umliegende Länder mit der Automobilindustrie. Aber gerade, wenn es um neue Technologien und Innovation geht, ist die Schweiz immer vorne dabei. Und das ist auch für ein Unternehmen wie Kuka sehr wichtig und entsprechend werden wir als Schweizer Vertretung im Konzern wahrgenommen!

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Der Robotikbereich ist hart umkämpft, der Mitbewerb ist gross und stark. Wie differenziert man sich in diesem schwierigen Umfeld?

Thomas Riedweg: Ja, wir sind nicht allein auf dem Markt. Aber wie in vielen anderen Branchen und Märkten ist ein Wettbewerb für alle ein Ansporn und trägt dazu bei, dass sich die Produkte, wie auch die Firmen, weiterentwickeln und so die Innovation vorangetrieben wird. Klar ist, dass die Kinematiken ähnlicher und vergleichbarer werden und die Anzahl an Playern laufend zunimmt. Die Differenzierung erfolgt immer mehr auf der Softwareseite und in der Bedienung. Und genau da setzen wir mit dem neuen Betriebssystem iiQKA wieder ein klares Zeichen. Auch die ganzen Digital Services im Bereich Industrie 4.0 werden immer wichtiger und auch dort haben wir mit dem Device Connector eine Plattform entwickelt, die es uns zukünftig erlaubt, die Vernetzung und die Auswertung der Daten im Produktionsprozess weiter voranzutreiben und diese Informationen unseren Kunden auf einfache Weise zugänglich zu machen.

Was können Roboter besser als menschliche Arbeitskräfte? Und woran scheitern sie noch?

Thomas Riedweg: Roboter können nur bestimmte Tätigkeiten ausführen, einen ganzen qualifizierten Beruf können sie nicht ausüben. Eigenschaften wie menschliche Intelligenz, Kreativität und Emotionen sind Dinge, die Roboter in absehbarer Zeit nicht bieten können. Das Ziel von Kuka ist die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, wobei die Maschine dem Menschen die monotone oder körperlich anstrengende Arbeit abnimmt. Automatisierung bietet die Chance, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und wertvolle Fachkräfte bestmöglich einzusetzen. Auch bei der Mensch-Roboter-Kollaboration ersetzt die Maschine den Menschen nicht, sondern ergänzt seine Fähigkeiten und entlastet ihn. In der Fabrik der Zukunft gibt es keine Trennung zwischen automatisierten und manuellen Arbeitsplätzen mehr, sie arbeiten optimal zusammen – ohne Trennung und ohne Schutzzaun.

Momentan finden weder (physische) Messen statt, noch sind grössere In-house-Events erlaubt. Wie erreichen Sie Ihre Kunden in dieser Phase?

Thomas Riedweg: Die Pandemie bringt uns dazu, neue Lösungswege zu finden. Neben physischen Messen gibt es die Alternative, auf hybride oder virtuelle Events umzusteigen, wie es die Hannover Messe war. Bei diesem digitalen Event haben wir erstmals virtuell unsere Türen geöffnet. Zusätzlich zu virtuellen Events sind wir bemüht, unsere Kunden auch durch Online-Seminare und -Trainings regelmässig zu informieren. Wir bieten laufend Online-Robotik-Trainings zu aktuellen Produkten und Leistungen an, massgeschneidert auf die Bedürfnisse der Kunden. Nichtsdestotrotz freuen wir uns wieder auf die Zeit, unsere Kunden persönlich, bei uns im Haus oder bei Messen und Events, begrüssen zu können.

2020 war ein schwieriges Jahr, die jetzigen Aussichten bleiben herausfordernd. Wie sieht die Situation bei Kuka in der Schweiz aus?

Thomas Riedweg: Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir das Jahr 2020 in der Schweiz mit einem Wachstum abschliessen durften. Es hat sich gezeigt, dass die ganzen Bemühungen und Anstrengungen, die wir in den vergangenen Jahren unternommen haben, nun auch Früchte tragen und wir vorwärtskommen. Auch das Jahr 2021 ist sehr positiv gestartet und wir durften bereits wieder neue und sehr wichtige Kunden für uns gewin­nen. Daher schauen wir sehr zuversichtlich in die Zukunft und dürfen, auch in dem aktuell immer noch sehr schwierigen und unsicheren Pandemie-Umfeld, unser Team im Jahr 2021 weiter verstärken und ausbauen.

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