Displaytechnik «Die Komponentenknappheit fordert uns extrem»
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Die Firma DMB Technics AG hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von kundenspezifischen Displays spezialisiert. Wie sie mit der momentanen Komponentenknappheit umgeht, erklärt Christa Barmettler, CMO und Key Account Manager.

Aktuelle Technik: Die Auftragslage bei Unternehmen der MEM-Industrie hat das Niveau vor Corona erreicht. Nun hapert es bei der Beschaffung der Komponenten, was eine neue Herausforderung für die Zulieferer darstellt. Welche Auswirkungen haben Sie in den letzten Monaten in Ihrem Unternehmen und bei den Kunden erlebt und welche Branchen sind ganz besonders betroffen?
Christa Barmettler: Wir haben bereits gegen Ende Q3-2020 realisiert, dass sich die Beschaffung, bezüglich der Preise und der Lieferzeiten, am Markt stark verändert. Die Preisstabilität begann zu wanken und die Lieferzeiten haben sich verzögert. Ab Anfang 2021 hat dieser Trend nochmals massiv zugenommen und die Situation wurde monatlich schwieriger.
Dank sehr guten Kundenbeziehungen und langjährigen Verträgen konnten wir die benötigten Mengen auf längere Zeit platzieren und somit frühzeitig auf die prekäre Marktlage reagieren.
Anfänglich war die Beschaffung der TFT- und Mono-Display-Gläser, mit anspruchsvollen Polfiltern, sehr schwierig. Später kam die Allokation der IC-Controller dazu, welche eine neue Herausforderung der Beschaffung darstellte.
Hilfreich in dieser Situation ist der enge und wertvolle Kontakt zu unseren Produktionspartnern und IC-Fabriken in Taiwan und China, welche mitunter von unserer Supplier-Relation-Managerin vor Ort gepflegt werden. So konnten wir die wichtigen Bedarfe aufzeigen und die nötigen Mengen pro Monat sichern.
Mit einem gewissen Stolz dürfen wir heute sagen, dass alle wichtigen Kundenprojekte monatlich beliefert werden und somit ihre Produktionsbetriebe aufrechterhalten bleiben.
Welche Massnahmen haben Sie beim Beschaffungsprozess und in der Logistik eingeleitet und welche Konsequenzen zogen Sie für die Zukunft?
Wir empfehlen unseren Kunden, sich sehr weit einzudecken und die gewünschten Bedarfe fix zu terminieren. Die Liefertermine werden regelmässig überprüft. Hinzu kommt, dass wir vermehrt mit zusätzlichen Teillieferungen konfrontiert werden. Die ganze Überwachung und Kontrolle für die anfallenden Lieferungen benötigen sehr viel mehr Ressourcen, was unser Logistik- und Verkaufsteam stark fordert. Um dieses zusätzliche Volumen professionell bewältigen zu können, wurde unser Logistik-Team mit einer weiteren Person ergänzt.
Aktuell ist es zudem so, dass verschiedene Positionen für kritische Komponenten in Vorfinanzierung geleistet werden. Bei solchen Anforderungen muss eine gemeinsame Lösung mit dem Kunden erarbeitet werden, denn auch diese müssen in Vorleistung gehen, damit die Konditionen eingehalten werden können. Wir stellen uns momentan darauf ein, dass die nächsten Monate eher noch mehr von uns fordern, da die Beschaffung für IC-Controller zunehmend schwieriger wird. Der Zenit ist noch lange Zeit nicht erreicht. Wir erwarten, dass voraussichtlich das ganze Jahr 2022 noch Vieles von uns abverlangen wird.
Wie koordiniert DMB Technics die Lieferungen und wie wird der Kunde in den Prozess miteinbezogen?
Wie schon erwähnt, sind wir stetig eng im Gespräch mit dem Kunden und bei Veränderungen von Lieferterminen oder Mehrbedarf wird mit dem Kunden gemeinsam die beste Lösung erarbeitet. Dies benötigt viel Zeit, ist aber unausweichlich und wichtig. Viele Kundengespräche helfen, die richtigen Entscheidungen zu fällen, um genügend Ware zu erhalten. Auf der anderen Seite sind wir bestrebt, regelmässig in Verhandlung mit unseren Produktionspartnern zu sein, um die nötigen Display-Produkte rechtzeitig und bei Bedarf einen strategischen Produktionsdurchlauf fertigen zu können.
Bei grösseren Projekten, bei denen sich ein Mehrbedarf resp. vorzeitiger Bedarf abzeichnet, kann eine Lieferung mit Luftfracht angeboten werden, um die Terminvorgaben einhalten zu können. Die Produktion in sämtlichen Industrie-Segmenten läuft auf Hochtouren. Viele Projekte haben während der aktiven Phase höheren Bedarf, als die Prognose aufzeigte.
Unser Ziel ist ganz klar, dass wir in jeder Situation eine gemeinsame Lösung mit dem Kunden und dem Produktionspartner finden, um die Prioritäten für die benötigten Mengen, die Preisbasis und den Termin zu optimieren.
Welche weiteren Services bietet DMB Technics den Kunden an, um die Situation zu entschärfen?
Einzelne Kunden beliefern wir ins Konsignationslager. Hier sehen wir sehr schnell, wenn Mehrbedarfe benötigt werden.
Infolge der Knappheit verschiedener Komponenten kommt es zudem vermehrt zu Abkündigungen verschiedener Module seitens der Produktionspartner.
In Zusammenarbeit mit unserer Technikabteilung und deren Know-how suchen wir jeweils eine neue, qualitativ gleichwertige Lösung, welche für den Kunden mit wenig Aufwand und innert nützlicher Frist eingesetzt werden kann. Unser Ziel ist stets ein zufriedener Kunde.
Zusätzlich suchen wir immer eine optimale Lösung, wenn ein Projekt am Ende des Lebenszyklus ist. Dies, um noch einen Last Buy für den Kunden produzieren zu lassen und neue Musterprüfungen zu vermeiden.
Auch hier helfen wieder die langjährigen Beziehungen zu unseren Produktionspartnern, damit wir je nach Projekt und im Interesse unseres Kunden, den nötigen Druck aufrechterhalten können.
Bereits vor vielen Jahren haben wir unseren Customer-Service aufgebaut. Das Customer-Service-Team ist verantwortlich für alle Retouren, koordiniert die kommerzielle Abwicklung und ist die wichtige Schnittstelle zwischen Kunde, Verkauf, Technik-Produktionspartner und Application-Manager.
Die Lage auf dem Komponentenmarkt wird sich, aufgrund der zunehmenden Rohstoffverknappung, nicht so rasch beruhigen. Wie sieht das Konzept in Bezug auf Nachhaltigkeit der DMB Technics aus?
Wir beobachten die Marktlage sehr genau, damit wir auf weitere Gegebenheiten sehr schnell reagieren können. Über 90% unseres Display-Geschäftes ist Custom oder Semi-Custom. Im Industriegeschäft beträgt die Laufzeit, je nach Projekt, zwischen vier und zwölf Jahren. Hier ist es wichtig, den Kunden zu motivieren und proaktiv zu führen, um die richtigen Weichen auch für die Zukunft zu stellen. Dies bedeutet, dass wir aktuell bereits am Planen der zweiten Hälfte 2022 sind, um die Versorgung mit Displays sicherzustellen.
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es sicher auch Innovationen zu vermelden. Was ist diesbezüglich in der letzten Zeit bei DMB Technics passiert und welche Neuentwicklungen dürfen die Kunden in der nächsten Zeit erwarten?
Vermehrt werden auch kundenspezifische TFT-Gläser entwickelt, wenn es die Grösse des Projektes zulässt. Eine Jahresmenge von 50 000 Stück und mehr, je nach TFT-Grösse, ist Bedingung dafür. Der Kunde kann dann dafür auf eine Langzeitverfügbarkeit zählen.
Der Trend zeigt hier klar eine positive Entwicklung. Unser Kunde kann sich im Markt noch besser abheben und positionieren, da er mit seinem einzigartigen Produkt einen Wettbewerbsvorteil hat. Oft wünschen Kunden eine Standard-TFT-Lösung. Bedingt durch Adaptierungen von LED Backlight, FPC oder zusätzlichen Touch und Cover Lenses, wird es aber fast immer eine Semi-Custom-Lösung. Als Display-Expert-Firma konzentrieren wir uns vor allem auf die Kundenbedürfnisse und somit liegt der Fokus bei unseren Kundenprojekten. Wir entwickeln die neuesten Trends direkt zusammen mit den Kunden.
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