Kreislaufwirtschaft Im Schrott liegt das Gold – und noch vieles mehr
Kurze Lebensdauer, kaum reparierbar: Viele Elektrogeräte landen nach kurzer Zeit im Abfall. Es bewegt sich bereits sehr viel rund um bessere Reparierbarkeit von Elektrogeräten und strengere Vorschriften für Unternehmen, die diese Geräte in Umlauf bringen. Doch was passiert mit den Schrottmengen, die sich bereits jetzt häufen und in den kommenden Jahren weiterwachsen werden?

2017 entstanden weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott, und davon wurden nur 20 Prozent vorschriftsmässig recycelt. Der Grossteil des Elektro- und Elektronikschrotts besteht aus grösseren Haushaltsgeräten wie Kühlschränke, Elektroherde oder Waschmaschinen. In China und den USA fällt mit 33 Prozent der grösste Teil an E-Waste (Elektroschrott) an. Die gebrauchten Elektrogeräte werden oftmals in Entwicklungsländer verschifft, wo sie entweder auf Deponien oder in Recycling-Firmen landen (Kyere, Vincent Nartey 2016, S. 1 nach UNEP 2005). Das hat vor allem zur Folge, dass durch die wachsenden Schrottmengen und die geringe Recyclingrate viele wertvolle Stoffe wie Metalle und Mineralien verloren gehen oder giftige Chemikalien in die Umwelt gelangen.
Cradle2Cradle – ein perfekter Kreislauf von Ressourcen
Das Cradle-to-Cradle(C2C)-Prinzip lässt sich ideal auf das Recycling von E-Waste übertragen. Von der Wiege zur Wiege, ein perfekter Kreislauf der Ressourcen, von den Ausgangsstoffen zum Produkt und wieder zurück zu den Stoffen. Diese Art, Rohstoffe zu behandeln, entfernt sich von der sonst üblichen verschwenderischen Sicht von Materialien. Das Ziel ist nicht, zu kreieren und anschliessend zu zerstören, sondern zu kreieren und zu erhalten.
Einer der Pioniere in diesem Feld ist Rudolf von Stokar, Vorstandsvorsitzender von Reco Ventures AG. Wie er auf seiner Website plädiert, betreibt er Kreislaufwirtschaft 2.0. Über Entsorgungsfirmen erhält der Fachbetrieb Computer, Laptops, Smartphones, alte Industriebatterien und metallische Industrieabfälle, aus denen bis zu 61 verschiedene Elemente extrahiert werden können. Das Unternehmen nimmt sich Zeit, die Geräte zu zerlegen und die Stoffe in einem Kaltverfahren vollständig und rückstandsfrei zu recyceln. Dabei entstehen hochreine Metallpulver aus Kupfer, Aluminium, Stahl, Gold, Eisen und mehr. Somit fliessen die wertvollen, seltenen Ressourcen wieder zurück ins System und können von Unternehmen für die Produktion wiederverwendet werden.
Kooperation zweier Start-ups: Win-win-Situation
Durch Unternehmen wie Reco Ventures AG rückt die Vorstellung eines geschlossenen Kreislaufs wieder ein Stück näher. Die hochreinen Metallpulver sind auf Herrn Stokars Website sowie auf der Plattform Cyrkl zu finden. Als Start-up-Unternehmen hat die Reco Ventures nach einer leistbaren Plattform zur Unterstützung im Vertrieb gesucht und wurde bei Cyrkl fündig. Durch die Kooperation beider Start-ups ergibt sich eine Win-win-Situation: Rudolf von Stokar kann sein Netzwerk an Anbietern von Elektroschrott ausbauen und die Plattform gleichzeitig als Vertriebskanal für seine Metallpulver nutzen.
Eindämmung des Schrottproblems gesetzlich verankert
Der Fahrplan für den zukünftigen Umgang mit Elektroschrott ist auch im Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verankert. Speziell Eisenmetalle sollen zu 80 Prozent wieder in den Kreislauf zurückfliessen. Deponierung in der EU soll auf maximal zehn Prozent reduziert werden und durch die gesetzlichen Regelungen sind heute Hersteller und Händler dazu verpflichtet, öffentliche Sammelstellen für die KonsumentInnen zur Verfügung zu stellen. Die Rückgabe der Altgeräte ist kostenlos und für die korrekte Verwertung ist der Hersteller verantwortlich (Umweltbundesamt).
Recht auf Reparatur anstatt geplanter Kurzlebigkeit
Um das Problem in Zukunft auch an der Wurzel anzupacken, hat sich eine Aktivistengruppe aus mehr als 20 verschiedenen europäischen Ländern zusammengeschlossen, um die «The Right to Repair»-Kampagne zu starten. Es soll aufgezeigt werden, wie gross das Elektro- und Elektronikabfall-Problem geworden ist und dass mehr getan werden muss. Produkte sollten so gestaltet werden, dass sie länger halten und auch einfach zu reparieren sind. In gewissen Massen eine Gegeninitiative zur geplanten Obsoleszenz, der beabsichtigten Kurzlebigkeit von Produkten, um einen höheren wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen.
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